3. INTERNATIONALER BAHNTAG IN BÜTTGEN
Bereits im letzten Jahr waren wir vor Ort und ganz begeistert von dieser schönen Veranstaltung. Wer es noch nicht getan hat, hat hier die super Gelegenheit, ins Bahnradfahren reinzuschnuppern, inklusive kleiner Einweisung, damit auch nichts schief geht. Parallel zum Fahren auf der Bahn wird es diesmal einen kleinen Teilemarkt geben. Hier wird klassisches Material für eure Boliden angeboten, egal ob Singlespeed oder Schaltrenner. Vom urbanen Fixiepiloten bis zum einsamen Randonneur darf jeder gespannt auf die Angebote sein.Doch damit nicht genug. Zahlreiche Sammler aus dem In- und Ausland werden ihre schönsten Bahnrenner für eine Ausstellung mitbringen. Hier wird es beeindruckendes Material zu sehen geben, dass man so schnell sicherlich nicht noch mal auf einem Fleck bewundern kann.
Mehr Info: http://www.klassikerausfahrt.de/?p=2044
Noch nicht überzeugt? Hier ist unsere Geschichte aus SPOKE Ausgabe 01/2013:
Bahnradsport für Jedermann beim Klassikertreff in Büttgen
Vom Bahnradsport gehört hat wohl jeder schon einmal. Aber mal ehrlich, wer hat sich sel-ber schon mal auf dieses hölzerne, beängstigend Steile HolzRondell gewagt? Für uns war es eine Premiere. Wir wurden herzlichst empfangen und waren überrascht, dass wir bei weitem nicht die Einzigen Fahrradfans auf BahnJungfernFahrt waren...
von Martin Donat
Mit dem Gedanken gespielt hatte ich schon lange. Zu faszinierend ist dieses blitzblanke Holzparkett, auf dem diese Kraftpakete mit Oberschenkeln, ei- ner so dick wie zwei oder drei von meinen, Kräfte entfalten, von denen Otto Normal-Radler nur zu träumen vermag. Oder wo die Keirin-Krieger sich halsbrecherische Fights liefern, die einem den Atem stocken lassen. Wie ist das wohl, wenn man sich mit beängstigend hohem Tempo in eine Steilkurve presst, sich das Rad am Boden festsaugt, noch schneller wird, man dabei noch überholt wird und sich die Kurbel unaufhörlich dreht? Ein kleiner Fehler kann fatale Folgen haben. Aber si cher ist es ein ganz besonderes Gefühl, wenn man erst mal den Flow gefunden hat. Leider ist es aber so, dass die meisten Radbahnen nicht besonders offen sind für experimentierfreudige Fahrrad-Freaks. In der Regel gibt es strenge Trainingszeiten, die nur für Vereinsmitglieder gelten, und natürlich braucht man ein entsprechendes Fahrrad. Beim Bahntag der Klassikerausfahrt ist das alles anders. Hier darf jeder mitmachen. Diese Veranstaltung richtet sich sogar an völlige Bahn-Neulinge. Es gibt eine Einführung in die wichtigsten Regeln und Techniken und man kann sogar Bahnräder leihen. Da wären wir es doch selber schuld gewesen, wenn wir uns nicht aufgemacht hätten zur Radbahn in Büttgen...
Willkommen in einer anderen Welt, in der Welt der Radbahn! Kaum drin in der Halle, schon gefesselt von der Atmosphäre. Hier ist es eine ganz Besondere. Überall teils sehr alte Fahrräder und viele Menschen, deren Herz zwar für das Radfahren schlägt, für die das hier dennoch augenscheinlich neu ist. Gerade nehmen im Innenfeld an die 20 Fahrer Platz und lauschen den Worten eines offenbar erfahrenen Bahnfahrers, der die wichtigsten Verhaltensregeln und Techniken zur bevorstehenden ersten Fahrt auf der Bahn erläutert. Direkt daneben ist ein schönes Old-School-Bahnrad neben dem anderen aufgereiht. Während wir andächtig die schönen Räder bestaunen, werden wir freundlich begrüßt. Es ist Carsten, der uns in Empfang nimmt, einer der Organisatoren des heutigen Tages. Zu uns gesellt sich sein guter Freund Konrad, der, wie sich gleich herausstellt, irgendwie „schuld“ ist an alldem...
Konrad Gläsers radfahrerischer Werdegang ist recht unkonventionell und hat nichts mit Vereinsmeierei oder Radrennsport zu tun. Eigentlich war das Fahrrad einfach nur ein Fortbewegungsmittel des Buchhändlers aus Düsseldorf, wenn auch sein bevorzugtes, „weil es einfach individuell ist und man nicht von irgendwelchen Fahrplänen abhängig ist“. In seiner Freizeit dagegen lebte er einen intensiven Sammeltrieb aus: Comics, Bücher... und auch alte Holland- und Klappräder. Und so verschlug es ihn immer öfter auf diese Fahrradbörsen, auf denen er sich immer mehr für alte Rennräder interessierte und er einen alten Radsportler traf, der dort verkaufte. „Irgendwann sag-
te ich zu ihm: ,Wäre es nicht schön, mal ein Treffen zu organisieren, um mit den alten Rennrädern auch zu fahren?‘“
Natürlich wäre das schön! Und damit die Idee auch wirklich umgesetzt wurde, posteten die beiden fleißig auf „so einer komischen Oldtimer-Webpage“. Beim ersten Termin regnete es
in Strömen und auch bei den nächsten beiden Treffen. Zweimal fuhren sie zu zweit, einmal zu dritt. „Einmal haben wir uns auch nur so getroffen, haben uns das Wetter angesehen und sind wieder heimgefahren.“ Doch die beiden blieben am Ball. Im zweiten Jahr waren es schon fünf bis zehn Radfahrer, die sich zur gemeinsamen Ausfahrt mit den alten Rädern trafen. „Zu dieser Zeit kam auch Carsten dazu, der sofort Spaß an der Sache hatte und sich schnell einbrachte.“
Carsten Wien ist Mitinhaber eines Plattenladens in Düsseldorf City. Irgendwie klar: Auch er hat ei- nen Sammelfimmel, Musik und Comics vor allem. Und auch seine Verbindung zum Fahrrad verbin- det ihn mit Konrad: „Als Kind hatte ich ein Rennrad, was zu der Zeit mega-uncool war. Dann ein Mountainbike, das mir irgendwann geklaut wur- de. Weil ich kein Geld hatte, besorgte ich mir ir- gendein Billigfahrrad – das Fahrrad war eh nur ganz nüchtern ein Fortbewegungsmittel.“ Trotzdem, die alte Gurke hatte irgendwann ausgedient und es sollte ein neues Rad her. „Es war ein rei- ner Vernunftkauf: ein Achtgang-Nexus-All-Terrain-Bike.“ Doch mit diesem Bike fuhr Carsten immer mehr und merkte, wie viel Spaß das Radfahren ihm wieder machte. Irgendwann hielt er auf einem Flohmarkt ein altes Peugeot in Händen, kaufte es letztendlich aber nicht, weil seine Freundin ihn prophylaktisch für bekloppt erklärte. Doch tief in seinem Inneren wusste er: „Es war ein Fehler, dieses Fahrrad nicht zu kaufen!“ Er erinnerte sich an dieses alte, klapprige Rad seines Vaters, das in dessen Keller ein trauriges Dasein fristete. Sein Vater überließ im sein altes Raleigh „Equipe“, das völlig runter war und an dem nichts funktionierte. Carsten nahm sich vor, es wieder fit zu machen. „Ich hatte null Ahnung davon und kämpfte mich also durch alle Foren durch, um mir das technische Wissen anzueignen. Am Ende hatte ich das Raleigh einmal komplett auseinander und wieder zusammengebaut und siehe da: Es funktionierte wieder perfekt!“ Von da an war seine Leidenschaft für Fahrradklassiker geweckt.
Im Jahr drei nach Konrads Schnapsidee stieß „Ricci“ zu der Truppe. Richard Pratt ist ein ehemaliger schottischer Radsportprofi, mehrfacher schottischer Straßenmeister, der in Düsseldorf einen Fahrradladen betreibt und immer noch ein Trainingspensum beinahe wie ein Profi durchzieht. Mit seiner lebenslustigen Art und der Tatsache, dass er die Straßen und Wege des Rhein lands in- und auswendig kennt, brachte er neuen Schwung in die Ausfahrten. Zudem wurde eine Webseite eingerichtet, auf der alle Ausfahrten an- gekündigt und dokumentiert werden. Plötzlich waren bis zu 50 Fahrer dabei und auch das Wetter zeigte sich ab und an gnädig. Seither trifft man sich an jedem ersten Sonntag des Monats, um die klassischen Räder auszufahren. „Wir fahren kein Rennen. Es sind eher gemütliche Ausfahrten und wir achten aufeinander“, betont Konrad. Trotz ih rer Leidenschaft für alte Fahrräder gibt es keine Berührungsängste: „Wir haben inzwischen keine Angst mehr vor neuem Material“, lacht Carsten. „Natürlich sind alte Stahlrenner gern gesehen, aber auch Fahrer mit Carbonflitzern sind herzlich willkommen. Wir haben halt überhaupt keinen Bock darauf, es genau so zu machen wie manche Straßenfahrer, die uns nach dem Motto ,Buh, ein Stahlrahmen!‘ schräg anschauen. Oft kommen Leute auch ein- oder zweimal mit ihrem modernen Rad und schlagen plötzlich mit einem ,neuen‘ Oldtimer auf. Das freut uns dann natürlich umso mehr.“ Überhaupt, es geht den Jungs um viel mehr als einfach nur darum, alte Räder zu sammeln. Momentan stecken sie schon mitten in den Vorbereitungen zu einer Ausfahrt à la „Mini-L’Eroica“ vor der Rennradbörse in Rom merskirchen im Juni. Geplant ist eine 80-Kilometer-Runde, hauptsächlich über Wirtschaftswege und natürlich auf klassischen Rädern.
Was hat all das mit der Radbahn zu tun? Das liegt zum einen daran, dass Richard schon lange auf der Bahn trainiert. „Außerdem sind klassische Bahnräder ja immer eine ganz besondere Schönheit“, schwärmt Konrad. Es war also eine Frage der Zeit, bis er sich ein altes Bahnrad kaufte. „Damit fuhr ich den ganzen Winter mit ,Ricci‘ auf der Bahn. Es machte mir sofort Riesenspaß: Man bekommt einen ganz anderen Druck aufs Pedal und eine ganz neue Radsicherheit!“ So dauerte es nicht lange, bis feststand: „Lasst uns so etwas wie die Klassikerausfahrt auf der Bahn machen!“ Gesagt, getan. Die Halle in Büttgen bietet perfekte Rahmenbedingungen. Sie ist in privater Hand und so ist es möglich, dass hier auch ohne zwingende Vereinszugehörigkeit trainiert werden kann. Und man kann sich sogar ein passendes Fahrrad ausleihen, wenn man noch kein eigenes besitzt. Denn „die gute Seele“ der Halle heißt Heinz Theisen, seines Zeichens Radsport-Legende und Profifahrer aus den 50er- und 60er-Jahren. Er stellt hier einen Teil seiner alten Bahnräder gegen eine ge ringe Gebühr zur Verfügung. In diesem Jahr lud man nun also bereits zum zweiten Mal zum Bahntag. Und die Radfahrer folgten dem Ruf. Fahrer aus Berlin und Würzburg reisten an sowie ein komplettes holländisches Team. Wir entdecken gar einen englischsprachigen Radler mit offensichtlich asiatischen Gesichtszügen. Und die meisten hier fahren zum ersten Mal auf einer Radbahn!
Und auch wir haben uns getraut! Wie es uns erging, erfahrt ihr auf www.spokemag.de/news/ das-erste-mal-fahren-auf-der-radbahn.
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