Spoke 35

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DIE "MÖRDERETAPPE" MIT DEM FIXIE!

#Seabase1910: Historische Bergetappe der Tour de France auf dem Fixie

Patrick Seabase versucht sich mit seinem Fixie an der ersten Bergetappe der Tour de France, die vor 105 Jahren als Premiere gefahren wurde. Von Bagnères de Luchon nach Bayonne führt die Strecke mit über 300 Kilometern und knapp 6’000 Höhenmetern über fünf Pässe. Diese ging 1910 als Mörderetappe in die Geschichte ein. Am 3. Juni 2015 nimmt Seabase die Challenge seines Lebens in den Pyrenäen in Angriff. Sie wird online mit einem GPS-Tracking und einem Live-Feed hautnah dokumentiert!

«Vous êtes des assassins!» («Ihr seid Mörder!») keuchte Octave Lapize dem Direktor der Tour de France, Henri Desgranges, entgegen, als er ihn auf dem Col d’Aubisque passierte. Drei Pyrenäenpässe hatte der Führende da schon in den Beinen und 160 Kilometer noch vor sich. Über 14 Stunden sollte er brauchen, bis er sich in Bayonne gegen seinen letzten Widersacher, den Italiener Pierino Albini, im Spurt durchsetzte. Patrick Seabase ist von den Pionieren inspiriert: «Neben der persönlichen Herausforderung will ich nachvollziehen, was die Rennfahrer während der ersten Bergetappe der Tour de France durchgemacht haben – auf schlechten Strassen in der Wildnis der Pyrenäen.»

Das Rad: Fast wie anno dazumal Die Räder, auf denen die Radhelden 1910 unterwegs waren, hatten mit Seabase’s modernem Vehikel einige Ähnlichkeiten: Seabase begnügt sich mit einer einzigen Übersetzung. Lapize und seine Kollegen hatten wenigstens zwei: eine für die Aufstiege und eine für den ganzen Rest. Eine Gangschaltung hatten sie nicht. Um den Gang zu wechseln mussten sie das Hinterrad aus- und wieder einbauen. Die besten Strassenrennräder waren 1910 zwischen 10 und 13 Kilogramm schwer und aus Stahl und Holz gebaut. Seabase sitzt auf 7.2 Kilogramm Karbon. Als Rad-Purist fährt er zudem mit Starrlaufnabe und verzichtet auf Bremsen. Die Pedalen drehen bei jeder Bewegung des Hinterrades mit und ermöglichen Seabase das Verlangsamen nur indem er mit den Füssen Gegendruck gibt oder bei blockiertem Hinterrad kontrolliert schleudert. Die Abfahrten sind für Seabase so hart wie die Aufstiege – nur kommt noch die Gefahr dazu. «Auf diesem Rad gibt es keine Ausflüchte. Man kann nicht auf eine leichtere Übersetzung wechseln. Weil das Physische so unverrückbar ist, ist das psychische umso wichtiger. Strapazen lindern geht nur im Kopf – deshalb habe ich auf der Strecke Teilziele definiert.»

1. Teilziel: Col de Peyresourde
Am 3. Juni 2015 um vier Uhr morgens wird Seabase starten und noch in der Dunkelheit den Col de Peyresourde überwinden. Die Herausforderung wird sein, den richtigen Rhythmus zu finden und sich nicht zu verkrampfen. Wenn auch noch die erste Abfahrt in der Dunkelheit überstanden ist, dann ist der erste Teilsieg erreicht.

2. Teilziel: Col d’Aspin
Der zweite Pass ist der Col d’Aspin. Seabase ist im Rhythmus. Die Sonne ist aufgegangen, die Zeichen stehen auf Euphorie. Wenn Seabase seinen Motor am Col d’Aspin überdreht, ist sein Ziel, Bayonne zu erreichen, akut gefährdet. Für den zweiten Teilsieg gilt es ruhig und sparsam über diesen Pass zu kommen.

3. Teilziel: Col du Tourmalet
Mit 2’000 positiven Höhenmetern und zwei nicht minder harten Abfahrten in den Beinen wird die 17 Kilometer lange Ostrampe des Col du Tourmalet zum brutalen Rendezvous mit der Realität. «Der einzige Pass, der mir Sorgen bereitet», gibt Seabase zu. Passiert er die Statue zu Ehren Octave Lapizes, dann dürfte er seit den Urzeiten der Tour de France der Erste sein, der dies mit einer Starrlaufnabe schafft.

4. Teilziel: Col d’Aubisque
Der Anstieg zum Col d’Aubisque ist fast doppelt so lang wie jener zum Tourmalet. Die Steigung ist unregelmässig und macht einen gleichmässigen Rhythmus unmöglich. «Auch mental werden das sehr wechselhafte 30 Kilometer», ahnt Seabase. Wenn er hier nur nicht verzweifelt und vom Rad steigt.

5. Teilziel: Col d’Osquich
Die Giganten der Pyrenäen hat er überwunden. Doch hat er erst die Hälfte der Strecke hinter sich und das Terrain bis Bayonne ist keineswegs flach. Hügel reiht sich an Hügel und saugt die letzten Reserven aus den Beinen des Berners. «Wenn bloss nicht zu viel Gegenwind weht» hofft er. Ein Knüppel zwischen die Beine ist der Col d’Osquich. Nur 290 Höhenmeter sind es. Aber zu diesem Zeitpunkt und bei dem Grad der Erschöpfung wird er zu einer weiteren Reifeprüfung für Seabase.

80 Kilometer zum Triumph - Wahrscheinlich naht der Sonnenuntergang. Netto führen die letzten 80 Kilometer abwärts. Tatsächlich sind es aber fast 1’000 Höhenmeter, verteilt über unzählige kleine Steigungen. Es ist das Terrain, auf dem Heldengeschichten geschrieben wurden und auf dem wohl nur noch der Kopf in die Pedale tritt. Bayonne, unweit der baskischen Küste gelegen, ist nach 300 Kilometern und 6000 Höhenmetern das Ziel von der Challenge #Seabase1910. Wenn er es bis hierhin schafft, wird er wissen, was nur wenige wissen: wie sich die Pioniere vor 105 Jahren gefühlt haben.

Danilo Hondo als sportlicher Leiter - Begleitet wird Seabase vom deutschen Ex-Profi Danilo Hondo als sportlicher Leiter. Hondo beschreibt seine Rolle am grossen Tag: «Am Anfang werde ich ihn eher zügeln müssen, damit er nicht Reserven aufbraucht, die ihm am Ende fehlen. Später werde ich ihm über die Momente hinweg helfen, in denen er denkt, es geht nicht mehr.» Ein Betreuungsteam und ein Arzt werden zudem für Seabase’s Sicherheit vor Ort sorgen.

Sollte Seabase für die Fahrt 15 Stunden brauchen, so ist das mit dem hundertzehnfachen Besteigen der obersten Plattform des Eiffelturms in 45 Stunden gleich zu setzen (30 Kilometer). Die dabei verbrannten Kalorien entsprechen 50 Tellern Teigwaren.

Am 3. Juni 2015 kann das grosse Abenteuer von Seabase online mitverfolgt werden. Ein GPS-Tracking zeigt in Echtzeit auf, wo sich Seabase befindet. Zusätzlich dokumentiert ein Live-Feed den Höllenritt lückenlos. Die aktuelle Geschwindigkeit, Höhe über dem Meeresspiegel, zurückgelegte Strecke sowie

Live-Berichterstattung am 3. Juni auf: Redbull.com/seabase1910


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