WAS NICHT PASST, WIRD PASSEND GEMACHT
“Bike Fitting” oder Sitzpositionsvermessungen stehen nicht sonderlich hoch auf der Prioritätenliste des Alltagsfahrers. Dem Ganzen haftet der hartnäckige Ruf des hochleistungssportlichen an: Das machen nur Leute, die wirklich das letzte Watt rauskitzeln wollen, die es richtig ernst meinen. Dabei ist es eine ganz andere Gruppe von Fahrern, die diesen Service nötig haben: Wir. Wer lange Distanzen auf einem Fahrrad – irgendeinem Fahrrad – verbringt, kennt die Beschwerden. Was viele als unausweichlichen Fakt des Radfahrens hinnehmen ist zum großen Teil vermeidbar und so erstaunt es den vorurteilsbehafteten Skeptiker vielleicht wenn er hört, wer den Service eines “Bike Fittters” in Anspruch nimmt: Das sind zumindest bei Kom*Sport nur etwas mehr als die Hälfte performance-orientierte Leistungssportler. Der Rest setzt sich zusammen aus Hobby-Rennradfahrern, Pendlern und Trekking-Fahrern.
[Dieser Text ist ein Ausschnitt aus Spoke #34, ab dem 6.12.2017 im Handel]
Und die kommen dann wegen ganz typischer Beschwerden: Hals/Nacken-Probleme, Schmerzen im unteren Rücken oder Sitzprobleme. Auch Kniebeschwerden sind sehr verbreitet. Eine korrekte Sitzposition kann diese Beschwerden beheben und so einem späteren Besuch bei einer “höheren” Instanz vorbeugen, auch wenn das natürlich oft nicht ohne Neuanschaffungen geht. Ein Orthopäde muss nur dann zu Rate gezogen werden, wenn Überlastungserscheinungen chronisch werden. Aber selbst dann sind solche Wehwechen, die vom Radsport oder falscher Haltung kommen, meist konservativ behandelbar, z.B. durch Yoga, Pilates oder Faszientraining.
Um das Ganze mal aus der Theorie zu befreien schnappten wir uns eine Art Max Mustermann des Radfahrens: Unser Proband Tobi pendelt mit dem Rad zur Arbeit, fährt einmal im Jahr das lokale GCC-Rennen und gibt sich am Wochenende auch schon mal eine 130km Tour mit seinen Freunden. Ab und an unternimmt er größere Mehrtagestouren oder macht Urlaub auf dem Rad. Er ist 1,82m groß mit einer Schrittlänge von 81 cm und wird von Zeit zu Zeit geplagt von Schmerzen im unteren Rückenbereich. Tobi und sein nagelneues S-Works Venge trafen wir bei Kom*Sport wo das Paar sich dem kritischen Blick eines Fachmannes aussetzen sollte.
Dieser Fachmann heißt Sebastian Klaus, Diplom Sportwissenschaftler und ambitionierter Mountainbiker. Er ist Geschäftsführer bei Kom*Sport in Köln, mit reichlich Erfahrung im Bereich Diagnostik, Trainingsplanung, Bewegungsanalyse und Radsporteinlagen. Bei Kom*Sport werden zwar auch Leistungssportler betreut aber eben nicht nur. Ein mit Danksagung unterschriebenes Trikot von André Greipel im Eingangsbereich hilft aber natürlich trotzdem, die Frage nach der Kompetenz zu beantworten.
Nachdem Tobi sich in Schale geworfen und sein Rad der Laufräder entledigt und in stabiler aufrechter Haltung fixiert wurde, konnte es los gehen. Zu Beginn einer jeden Sitzung überprüft Sebastian zunächst die Statik des Körpers. Wie stehst der Fahrer, ist ein Bein länger als das andere, welcher Teile des Fußes trägt die meiste Last? Oft kann er schon nach einem Blick auf die Druckstellen deiner Einlegesohle sagen, wie es um deine Körperstatik bestellt ist. An dieser Stelle demonstriert er auch recht eindrucksvoll, wie die Haltung durch ein paar einfache Keile, die zielgenau unter den Füßen platziert werden, verbessert werden kann. “Unsere Vermessung basiert auf fundamentalen biomechanischen Regeln, in Symbiose mit anatomischen Kenntnissen und Erfahrung aus über 8000 Vermessungen.” erklärt Sebastian und verweist bescheiden auf die im Hause entwickelten SoleStar-Einlegesohlen, die auf eben diesen Erkenntnissen basieren.
Ein weiterer Faktor ist natürlich die Beweglichkeit des Fahrers. Wie flexibel ist er in der Hüfte und welche eventuellen Ausweichbewegungen gibt es? Verdreht sich das Becken, wenn er sich weit nach unten beugt? Angestrebt wird natürlich die “optimale Position” auf dem Rad: “Die perfekte Position ist immer eine Symbiose aus optimaler Ergonomie, Biomechanik und Aerodynamik.” sagt Sebastian. “Das Fundament dieser Gesamtheit ist jedoch der passende Rahmen des Rades. Wenn dieser zu groß/klein gewählt wird, bleibt eine dieser drei Komponenten auf der Strecke, es wird ein Kompromiss geschlossen. Das Optimum somit nicht erreicht.” [...]
[Weiter gehts in Spoke #34, ab dem 6.12.2017 im Handel]
Mehr Info: http://komsport.de/
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